Grundidee der Systemischen Therapie
Gerne beschreibe ich Ihnen einige wesentliche Merkmale der Systemischen Therapie.
Die Systemische Therapie hat viel Grundlegendes gemeinsam mit anderen Therapieschulen. Dennoch gibt es wesentliche Unterschiede. Einige davon werden hier kurz aufgeführt.
In der Grundidee geht die Systemische Therapie davon aus, dass menschliches Leben in Beziehungen mit anderen Menschen, dem sogenannten Kontext bzw. sozialen Umfeld, abläuft. Indem man miteinander im Kontakt ist, entsteht ein Beziehungsgeflecht. Die Personen, die sich in diesem Beziehungsgeflecht bewegen, kommunizieren und interagieren miteinander und prägen sich gegenseitig. Dabei kann es zu Prozessen kommen, in denen Probleme auftauchen. Auf diese Prozesse richtet sich der Blick in der Systemischen Therapie.
Welche Beziehungs- und Kommunikationsprozesse sind an der Entstehung und auch an der Aufrechthaltung eines Problems beteiligt? Es wird vor allem die Bedeutung der aktuellen und auch der früheren Beziehungen eines betroffenen Menschen zu seinem sozialen Umfeld berücksichtigt. Beziehungen können sich zeitweise oder auch langfristig sowohl förderlich als auch bremsend auswirken. Es können sich sowohl Stärken bei einer Person entwickeln, als auch Belastungen daraus hervorgehen. Belastende Beziehungen verursachen möglicherweise bestimmte Symptome. Daraus können sich „vermeintliche“ Erkrankungen entwickeln. Der Betroffene selbst ist also nicht das Problem. Auch ist er dafür nicht alleine verantwortlich.
Insofern entstandenes „symptomatisches Verhalten“ wird also im Zusammenhang mit den sozialen Beziehungen einer Person zum sozialen Umfeld gesehen. Zu dem Umfeld zählt z.B. Familie, Schule, Peers, berufliches Umfeld, ein Kulturkreis, eine Gesellschaft, die jeweils die darin lebenden Personen prägt, also formt. Menschen lernen sich an dieses Umfeld anzupassen und sich darin zu entwickeln. Nicht immer gelingt dies und es entstehen Probleme. Aus systemischer Sicht wird das sogenannte Problem, eine bestimmte Verhaltensauffälligkeit, die eine Person zeigt, nicht selbstverständlich als zentrales oder auffälliges oder krankes Merkmal einer einzelnen Person definiert.
Insofern entstandenes „symptomatisches Verhalten“ wird also im Zusammenhang mit den sozialen Beziehungen einer Person zum sozialen Umfeld gesehen. Zu dem Umfeld zählt z.B. Familie, Schule, Peers, berufliches Umfeld, ein Kulturkreis, eine Gesellschaft, die jeweils die darin lebenden Personen prägt, also formt. Menschen lernen sich an dieses Umfeld anzupassen und sich darin zu entwickeln. Nicht immer gelingt dies und es entstehen Probleme. Aus systemischer Sicht wird das sogenannte Problem, eine bestimmte Verhaltensauffälligkeit, die eine Person zeigt, nicht selbstverständlich als zentrales oder auffälliges oder krankes Merkmal einer einzelnen Person definiert.
Das Problem wird als Herausforderung angesehen, sich neuen Bedingungen zu stellen. Eine solche Herausforderung kann bei einer betroffenen Person, und oft auch bei den zugehörigen relevanten Personen, seelische Wachstumsprozesse anregen, sodass eine Anpassung ohne Hilfe von außen gelingt. Möglicherweise entstehen jedoch auch problematische und belastende Dynamiken in diesem Prozess. Man kann sich diese Dynamiken bildhaft vorstellen, wie ein Mobile, das, sobald man eines der dazugehörenden Teile anstößt, das gesamte System in Bewegung gerät und vielleicht sogar Turbulenzen auslöst. Dann kann es sein, dass professionelle Hilfe von außen erforderlich ist.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Systemischen Therapie ist der Fokus auf Ressourcen, also Stärken und Fähigkeiten einer Person, einer Familie oder ein anderes System. Im Vordergrund stehen gezielt Fragen, die darauf fokussieren, welche Lösungswege es gibt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf Anerkennung bereits vorhandener Fähigkeiten. Was gelingt bereits gut und was kann noch verbessert werden? Oft kann eine neue Sichtweise entstehen. Ziel ist, den Umgang mit dem Problem aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten und die Fähigkeit zurückzugewinnen, Probleme, die im Weg stehen, unter professioneller Begleitung, in einem geschützten Rahmen, selber lösen zu lernen. Gleichfalls wichtig ist die Frage, was die betroffene Person selbst verändern will und was sich tatsächlich auch verändern lässt. Anstatt auf Resignation richtet sich der Blick auf Zukunftsperspektiven – auch wenn es schwerfällt oder manchmal scheinbar aussichtslos ist. Welche Rolle spielt dabei die Therapeutin bzw. der Therapeut? Es geht nicht darum, für Betroffene neue Lösungen zu definieren oder vorzugeben. Es geht darum, einen Rahmen zur Erarbeitung neuer Perspektiven und Lösungswege, anzubieten. Dabei wird die betroffene Person grundsätzlich als Expertin bzw. als Experte für das jeweils eigene Leben angesehen. Mit anderen Worten, jede Person verfügt in ihrem Inneren bereits über Fähigkeiten, eigene Lösungswege zu entwickeln. Allerdings gibt es im Leben Phasen, in denen eine Person aktuell keinen Zugang oder Zugriff auf die eigenen Stärken hat. Im Verlauf des Therapieprozesses wird ein Patient Schritt für Schritt darin unterstützt, den Zugang zu eigenen Ressourcen und Fähigkeiten wieder zurückzugewinnen. Welche Rolle und Aufgabe obliegt dem Patienten im Rahmen des eigenen Gesundungsprozesses? Aus systemischer Sicht bildet eine vertrauensvolle, tragfähige Beziehung zwischen Patient und Therapeut die Grundlage dafür, dass ein gemeinsames Suchen nach hilfreichen Lösungen erfolgreich verlaufen kann. Das bedeutet, die Verantwortung liegt sowohl auf Seite eines Therapeuten als auch beim Betroffenen selbst. Ohne dessen eigene Verantwortungsbereitschaft ist ein langfristiger Heilungsprozess nicht zu erwarten. Anders verhält es sich in der Therapie mit Kindern und Jugendlichen. Hier liegt ein großer Teil Verantwortung bei den Eltern bzw. den Erziehungsberechtigten und auch anderen wichtigen Personen.
Anerkennung 29.01.2024
Am 29.01.2024 erfolgt endlich die sozialrechtliche Anerkennung der Systemischen Psychotherapie für Kinder und Jugendliche.
Meldung der Psychotherapeutenkammer am 29.01.2024. „Wer kann Systemische Therapie für Kinder und Jugendliche erbringen? Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten können Systemische Therapie für Kinder und Jugendliche ambulant durchführen, wenn sie für die psychotherapeutische Behandlung von Kindern und Jugendlichen qualifiziert sind und eine Weiterbildung für dieses Verfahren abgeschlossen haben.“
Hintergrund der Meldung
Zum Hintergrund der Systemischen Therapie heißt es weiter in der Meldung vom 29.01.2024.
„Die Systemische Therapie ist ein psychotherapeutisches Verfahren, dessen Fokus auf dem sozialen Kontext psychischer Störungen liegt. Bei der Behandlung werden zusätzlich zu einer oder mehreren Patientinnen bzw. zu einem oder mehreren Patienten weitere Mitglieder des für die „Indexpatientin“ oder den „Indexpatienten“ bedeutsamen sozialen Systems einbezogen. Die Therapie fokussiert auf die Interaktion zwischen Mitgliedern der Familie oder des Systems und deren weitere soziale Umwelt. Ein Schwerpunkt der Systemischen Therapie ist es, die Stärken der Patientin oder des Patienten und der weiteren relevanten Personen zu nutzen, um gemeinsam Lösungen für Probleme und Konflikte zu erarbeiten. Sie kann – wie die anderen psychotherapeutischen Verfahren auch – als Einzel- oder Gruppentherapie oder in Kombination von Einzel- und Gruppentherapie angeboten werden.